Oxidativer Stress bezeichnet einen Zustand des Stoffwechsels, bei dem es zu einem Ungleichgewicht zwischen Radikalfängern und freien Radikalen kommt. Aber was genau bedeutet das? In erster Linie sind freie Radikale wichtige Bestandteile des menschlichen Organismus und werden vom Körper bei vielen Prozessen eigenständig gebildet - beispielsweise bei der Zellatmung oder einer Immunreaktion. Sie sind also nicht unbedingt aggressiv und böse - ganz im Gegenteil! Sie können Dich unter anderem vor Krankheitserregern schützen.
Was passiert bei oxidativem Stress in unserem Körper?
Im Körper fungieren die freien Radikalen als Sauerstoff-Verbindungen, die sich in einem instabilen Zustand befinden. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass sie ein Elektron zu wenig haben. Um ihren biochemischen Prozessen dennoch nachgehen zu können, müssen sie daher weitere Atome oder Moleküle finden, mit denen sie reagieren können. Sie gehören somit als eine Art Zwischenprodukt zum menschlichen Zellstoffwechsel. Es kann bei diesem Prozess jedoch ein Problem auftreten; nämlich dann, wenn die freien Radikale sich so schnell vermehren, dass sie anderen Molekülen ihre Reaktionspartner wegnehmen. Dadurch entstehen immer mehr freie Radikale. Der Stoffwechselprozess wird in solch einem Fall unterbrochen und das Ungleichgewicht wird zugunsten der Radikalverbindungen weiter verschärft. Der ganze Prozess kann eine Kettenreaktion auslösen - und diesen Zustand bezeichnet man als oxidativen Stress.
Aber wie entsteht oxidativer Stress überhaupt?
Unter einem gewissen Maß an oxidativem Stress steht unser Körper eigentlich immer - das ist ganz normal und in der Regel unproblematisch. Tritt der oxidative Stress allerdings verstärkt auf, können auch vermehrt Schäden an den Zellen auftreten. Wie die biochemischen Prozesse im Körper ablaufen müssen, damit oxidativer Stress entsteht, weißt Du ja bereits. Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass die freien Radikale sich in einigen Fällen plötzlich so schnell vermehren und dadurch eine Kettenreaktion auslösen? Oxidativer Stress kann einige Ursachen haben. Oftmals handelt es sich tatsächlich um äußere Einflüsse, die wir aktiv beeinflussen können. Zu diesen typischen Ursachen zählen vor allem:
Lebensstil
- Psychischer Stress (z.B. Leistungsdruck, Trauer, Liebeskummer)
- Depressionen
- Körperlicher Stress (z.B. Überanstrengung, exzessiver Leistungssport)
- Schlafmangel
- Alkohol- und Drogenkonsum
- Übermäßiger Zuckerkonsum
- Vitalstoffarme Ernährung
Neben diesen von uns beeinflussbaren Faktoren gibt es allerdings auch einige, die ohne unser eigenes Verschulden entstehen und denen wir nur schwer entkommen können. Darunter fallen beispielsweise Krankheiten oder Umweltfaktoren.
Krankheiten
- Infektionen
- Entzündungen
- Allergien
- Verletzungen
- Chronische Erkrankungen (z.B. Diabetes, Rheuma oder Alzheimer)
- Störungen des Immunsystems
Umweltfaktoren
- UV Strahlung
- Schadstoffe (z.B. Abgase, Feinstaub)
- Umweltgifte (z.B. Pestizide)
- Passivrauchen
- Ozon
Kann man etwas gegen oxidativen Stress tun?
Zu einem gewissen Grad ist oxidativer Stress normal und meist unproblematisch. Langfristig sollte man jedoch versuchen, ihn so niedrig wie möglich zu halten, um die Entstehung um seinen Körper und seine Gesundheit zu schützen. Und wie tut man das am besten? Nun ja, ein erster wichtiger Schritt wäre, die gerade genannten Faktoren, die oxidativen Stress begünstigen, zu vermeiden oder so gut es geht zu reduzieren. Je nach Lebensbedingungen ist das natürlich mehr oder weniger schwer umzusetzen. Wenn Du beispielsweise mitten in der Großstadt lebst, einen sehr aktiven Alltag und einen körperlich oder psychisch herausfordernden Job hast, ist es natürlich nicht so einfach, Faktoren wie Schadstoffen, Stress und Schlafmangel einfach aus dem Weg zu gehen. Falls eine solche Beschreibung auf Dein Leben zutrifft, keine Sorge - denn es kann trotzdem jeder in einigen Bereichen etwas verändern, um oxidativen Stress zu reduzieren.
Antioxidantien
Eine Priorität sollte für Dich in jedem Fall sein, dass Du antioxidative Stoffe gezielt über Deine Ernährung zu Dir nimmst, denn dadurch kann das oxidative Gleichgewicht Deiner Zellen wieder hergestellt werden. Zu den Top-Unterstützern zählen vor allem Vitamin C, E und das Spurenelement Zink. Der Körper selbst kann zwar auch Antioxidantien bilden, diese reichen im Kampf gegen die vielen äußeren Einflüsse, denen wir heutzutage ausgesetzt sind, in der Regel jedoch nicht aus. Daher solltest Du auch darauf achten, sie bewusst über Deine Nahrung aufzunehmen.
Antioxidantien findest Du vor allem in frischem Obst und Gemüse, aber auch in Kernen und Nüssen. Auch hochwertige Pflanzenöle sind ein optimaler Träger. Was Antioxidantien so effektiv macht? Sie binden sich an die reaktionsfreudigen freien Radikale und verhindern somit, dass sie sich an anderen bedienen. Somit sind sie regelrechte “Radikalfänger”. Bei antioxidativen Nahrungsergänzungsmitteln sollte man allerdings vorsichtig sein, denn eine Überdosis könnte den Organismus schädigen. Ob Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein könnten, muss immer erst mit einem Arzt besprochen werden.
Bewegung, Schlaf & Entspannung
Psychischen Stress zu vermeiden ist in unserer Leistungsgesellschaft oftmals eher schwierig. Dennoch sollte man alle seine Lebensbereiche so gut wie möglich von überflüssigem Stress befreien. Dazu kann gehören, auch mal Aufgaben abzugeben oder Nein zu sagen. Man kann aber auch mit Entspannungs- und Atemübungen oder bewegten Meditationen arbeiten.
Neben einer vitalstoffreichen Ernährung sollte außerdem vor allem bei körperlicher Anstrengung unbedingt auf ausreichend viel Schlaf geachtet werden.
Aber keine Sorge - solange Du gesund bist, Dich ausgewogen ernährst und bewegst und Deinem Körper nicht regelmäßig durch Alkohol oder Rauchen schadest, sollte Dein Organismus das Verhältnis zwischen freien Radikalen und Antioxidantien von selbst ausbalancieren können.
Wie schädlich ist oxidativer Stress tatsächlich?
Wie bei so vielen anderen Dingen im Leben kommt es immer auf das Ausmaß an. Eine Form von oxidativem Stress, welche als “nitrosativer Stress” bezeichnet wird, ist beispielsweise für den programmierten Zelltod verantwortlich. Dieser dient dazu, krankhafte Zellen im Körper zu töten. Bestimmte Formen des oxidativen Stress haben also sogar vorteilhafte Eigenschaften. Zudem kann ein kurzzeitiger Überschuss bei einem intakten Abwehrsystem problemlos reguliert werden. Dauert er allerdings langfristig an, kann es negative Konsequenzen nach sich ziehen. Inwiefern oxidativer Stress sich aber tatsächlich auf unsere Gesundheit auswirkt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Da jedoch zahlreiche Bereiche des Organismus von oxidativem Stress betroffen sind, wird vermutet, dass ein andauernder oxidativer Stress gesundheitliche Folgen mit sich bringen kann.